Schokoladenfabrik Kwatta
Köln, Roßstraße 12-16

Stefanie Becker
Die Schokoladenfabrik Kwatta


Der Gebäudekomplex ist ursprünglich von der Rhenania-Brauerei ab 1890 errichtet worden. Zunächst wurde der Backsteinturm Roßstr.14 gebaut, der zu Produktionszwecken diente. Es liegt nahe, dass in diesem Bau das Sudhaus der Brauerei untergebracht war. Noch im selben Jahr wurde der Gewölbekeller Roßstr.12 und 14 errichtet, der der Lagerung produzierter Waren diente. Zehn Jahre später, um 1900, wurde noch ein Verwaltungsgebäude errichtet. 1916/17 wurde der Brauereibetrieb eingestellt.


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Briefkopf der Firma aus den Anfängen des 20. Jh.
Der Gebäudekomplex wurde am 1.07.1980 mit folgenden Bauten unter Schutz gestellt.


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Lageplan mit Markierung der unter Schutz gestellten Bauten (in grün)
Der Putzbau von 1928 Roßstr. 12: Fabrikbau, drei Geschosse, Flachdach mit aufgesetztem Fabrikschornstein, Putzfassade mit gestaltender Aufschrift, erkerartige Vorbauten mit Fenstern am zurückgesetzten rechten Gebäudeteil, Fenster weitgehend original (Rückseite erneuert).


Backsteinturm Roßstr. 14 von 1890: Fabrikbau, Rhenania Brauerei, vier Geschosse, Backstein mit Gliederung, teilweise in Werkstein, Fenster weitgehend original, Rückseite mit neuer illusionistischer Malerei.


Verwaltungsbau Roßstr. 16 von 1900: Rhenania-Brauerei. drei Geschosse, Backstein mit Putzgliederungen, Fenster teilweise Original. im Souterrain mit originalem Gitter.


Originales Schmiedeeisernes Gitter vor Roßstr. 12 und 14.


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Kellergewölbe im Hof mit den Bauten an der Roßstraße
Gewölbekeller von 1890: Rhenania Brauerei, bestehend aus vier Halbtonnengewölbe, hinter Roßstr. 12 und 14.


In den Gebäuden sind keine Maschinen oder anderen Einbauten aus der Produktion erhalten.



Umnutzung

In den 1960er Jahren haben Künstler sich auf dem Gelände der Kwatta- Schokolade niedergelassen. Sie nutzten zunächst einen alten Querriegel als Atelierbereich, der heute nicht mehr erhalten ist. Auch die Kölner Bühnen nutzen die leer stehenden Gebäude. Für ihre Zwecke war der Hallenanbau hinter der Roßstr. 12 und 14 gut geeignet, in dem sie ein Dekorationslager einrichteten und später sogar eine komplette Probebühne. Mittlerweile wurde diese Nutzung aufgegeben und das entsprechende Gebäude niedergelegt. Der damalige Kulturdezernent von Köln unterstützte die Künstler, da er eine Chance sah, so die Gebäude sinnvoll umzunutzen und zu erhalten. Vor allem die Gebäude, die heute unter Denkmalschutz stehen, drohten durch ihren Leerstand sehr schnell zu verfallen. So brachte der Kulturdezernent die Stadt dazu, zunächst das ehemalige Verwaltungsgebäude zum 3. städtischen Atelierhaus Kölns umzunutzen, in das die Künstler 1970 einzogen.


Im Zuge von verschiedenen Stadterneuerungsmaßnahmen wurde dann der ganze Block in den 1980ern von der Stadt erworben mit der Vorstellung, den Block neu zu ordnen und im Zuge dessen alle nicht erhaltenswerten Gebäude aufgrund der schlechten Bausubstanz abzureißen. Auf den frei gewordenen Flächen sollten öffentliche Familien- und Altenwohnungen errichtet werden. Der eingangs erwähnte Backsteinturm wird zu Atelierräumen für Künstler umgenutzt.


1984 wurde dann nach einer Nutzung für den Putzbau Roßstr. 12 gesucht. Ein Architekt aus der Nachbarschaft bekundete Interesse am Kauf dieses Gebäudes. Er würde den Bau zu privaten Ateliers, Büros und Wohnungen umnutzen. Er und zwei weitere Personen gründen eine Eigentümergemeinschaft, kaufen der Stadt das Gebäude ab und nutzen es so wie angekündigt um.



Der Gewölbekeller

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Der Gewölbekeller heute
Der 1890 errichtete Gewölbekeller besteht aus vier Räumen, die jeweils mit einem Tonnengewölbe überdeckt sind. Die Ausmaße des gesamten Kellers sind 35m x 40m. An einem Ende gibt es einen Schacht mit 24.5m x 4m. Die Gewölbe haben eine Höhe im Scheitelpunkt von 5,85m, die Bodenoberkante des Kellers liegt 7m unter der Geländeoberfläche. Die Gesamtnutzfläche beträgt 1062qm. Der Keller ist baulich gesichert aber seit Einstellung der Schokoladenproduktion ungenutzt. Zuletzt wurde er als Roh- und Fertigwarenlager von Kwatta genutzt.


1985 mussten große Feuchtigkeitsschäden saniert werden, die durch den Abriss der Produktionshalle über dem Keller entstanden sind. Die Putzflächen der Wände wurden komplett abgetragen und die Steinschicht nach den Konservierungsmaßnahmen sichtbar gelassen. Anschließend wurden mit sehr hohem Kostenaufwand Abdichtungs- und Lüftungsmaßnamen eingebaut. Am 13.5.2003 entschied die Stadt, den Gewölbekeller zu veräußern. Auflage ist es, über dem Keller einen Hochbau zu errichten, um die durchfeuchteten unterirdischen Räume langfristig zu schützen.


Gleichzeitig würde dadurch der entstandene Park über dem Keller wieder bebaut werden. Die Anwohner haben deswegen eine Bürgerinitiative gegründet, die für den Erhalt des Parks kämpft.



Verwaltungsgebäude

Die Fassade des Gebäudes besteht aus rotem Backstein, horizontal durch helle Putzflächen gegliedert. Auch der Sockel ist als Putzfläche ausgebildet und setzt das Gebäude über das Straßenniveau. Über den Fenstern sind Korbbögen aus Rollschichten gemauert.


An der Fassade wurden 1991 eine umfangreiche und fachgerechte Risssanierung der Putzflächen und eine Backsteinversiegelung durchgeführt. Alle 34 Fenster mussten erneuert werden, indem sie den Originalen nachempfunden wurden. Die Souterrainfenster wurden mit Gittern gegen Einbruch geschützt. Die neuen Gitter mussten den bestehenden optisch angepasst werden. Da das Gelände nach dem Neubau der Altenwohnungen nun für Jedermann betretbar ist, musste das Verwaltungsgebäude, an dem ein Weg vorbeiläuft, mit einem Zaun gegen Vandalismus geschützt werden. Hierfür wurde ein Stabgitterzaun verwendet, der sich seiner Umgebung und den vorhandenen Zäunen in keinster Weise anpasst. Die Aufteilung der Grundrisse und damit die Raumdisposition wurden für die neue Ateliernutzung nicht verändert.



Backsteinbau

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Backsteinbau von 1890 an der Roßstraße
Der Backsteinturm ist das älteste Gebäude der ganzen Anlage. Die Fassade ist durch Werksteinschichten gegliedert und ist in jedem Geschoss anders. Die Fenster sind als Rund- und Segmentbogenfenster ausgeführt. Heute wird das Gebäude als Atelier von verschiedenen Künstlern genutzt. 1983 wurde die Westfassadenflächen saniert. Die Rückfront liegt nach dem Abbruch der angrenzenden Halle frei. Sie wird durch ABM-Programme zur Stadtverschönerung von arbeitslosen Jugendlichen mit einem Wandbild gestaltet.


Die Fenster sind alle noch als Original erhalten. Die Fassade musste ansonsten an einigen Stellen ausgebessert werden. Dabei dürften viele Unregelmäßigkeiten in der Folge von Kriegseinflüssen entstanden sein: Zierschichten wurden nicht nachgebildet, sondern einfach ausgemauert, aber auch Auswechslungen von maroden Einzelsteinen sind extrem auffällig, da die Farbigkeit des neuen Steins und auch der Mörtel nicht mit denen des Alten übereinstimmen; der Mauerverband (in diesem Fall Blockverband) wurde nur teilweise aufgegriffen. Teilweise ist noch eine Patinaschicht auf den Steinen erhalten, die das Alter des Gebäudes zeigt.



Putzbau

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Der Putzbau von 1928
Der dreigeschossige Anbau, bestehend aus kubischen, gestaffelten Baukörper mit einem zurückspringenden Obergeschoss, ist verputzt und rot gestrichen. Der zurückspringende Teil hat drei vertikale zweistöckige Fensterachsen nach englischem Vorbild in erkerartiger Ausgestaltung. Er besitzt einen aufgesetzten Fabrikschornstein und eine gestaltgebende Firmenaufschrift über dem hohen Erdgeschoss.


Beim Putzbau sind die meisten Veränderungen vorgenommen worden, aufgrund seiner Konversion zur Wohnnutzung. 1981 musste der alte Aufzugsturm an der Nordseite bis zum Erdgeschoss niedergelegt werden; er war nach dem Abbruch der angrenzenden Halle nicht mehr standsicher und hatte keine Funktion mehr. Auch der Schornstein, der ein wichtiger und aussagekräftiger Bestandteil der ganzen Anlage ist, sollte 1982 abgerissen werden. Die Stadt glaubte, er würde eine mögliche Nutzung beeinträchtigen und erlaubte den Abriss. Zum Glück kam es nicht dazu.


Der Abriss der angrenzenden Produktionshalle legte die Westfassade der Roßstr. 12 und 14 frei. Sie wurde 1983 unter Denkmalauflagen saniert. Die Putzfassade der Kopf- und Straßenseite wurde auch auf der nun frei liegenden Rückseite vorgeschlagen und der historischen Farbgebung angepasst. Zugesetzte Fenster wurden wieder geöffnet, Löcher, Fenster- und Türreste beigemauert, Vorsprünge abgestemmt und Anker- und Eisenteile entfernt. Am Dach und im Gebäudeinnern waren starke Schäden vorhanden. 1991 wurden an der Fassade die Feuchtigkeitsschäden, die durch den belasteten Gewölbekeller entstanden waren, behoben.


Weitere Arbeiten waren: eine Zwischendecken in einem Teilbereich des sehr hohen Erdgeschosses wurde eingezogen, neuer Estrich wurde verlegt, die alte Treppenöffnung wurde geschlossen, Tür- und Fensteröffnungen wurden zusätzlich herausgebrochen oder beigemauert, eine Gasetagenheizung wurde eingebaut, die Sanitär- und Elektroinstallation wurden erneuert, neue Beleuchtungsmöglichkeiten eingebaut, neue Innen- und Außentüren inklusive Zargen, die Zinkfensterbänke erweitert und repariert, eine Klingelanlage eingebaut, Außenbeleuchtung der Treppe und ein Vordach für das Erdgeschossatelier.


1987 wurde auf dem Dach ein Wintergarten errichtet, der später um eine Sauna erweitert wurde.


Die alten Fenster blieben alle als Einscheibenverglasung erhalten. Die neuen Fenster wurden der historischen Fenstereinteilung angepasst. Sie wurden mit einem schmalen Stahlrahmen, der thermisch nicht getrennt ist, und einer Doppelverglasung ausgeführt. Teilweise wurde durch ein zweites Fenster im Innenbereich ein Kastenfenster ausgebildet, um den Wärmeschutz zu verstärken.


Die ursprüngliche Treppe hatte keinen eigenen Treppenraum und durfte so aus brandschutztechnischen Gründen nicht als innere Erschließung des Gebäudes genutzt werden. Sie wurde 1984 entfernt und eine neue Erschließung an der Nordseite der Fassade erbaut als feuerverzinkte, freistehende Treppe mit Gitterroststufen sein, die den Charakter des Industriebaus unterstreichen soll. Im Außenbereich ist kein wirklicher Zusammenhang mehr zwischen den einzelnen Gebäuden zu erkennen. Da das Gelände völlig offen ist und große Teile der Anlage abgerissen wurden, kann der Betrachter nicht mehr erkennen, dass dies alles einmal ein großer Komplex war. Das Verwaltungsgebäude ist durch den Zaun nicht nur optisch sondern auch real vom Rest des Geländes abgetrennt, und die Rückseiten des Backsteinturms und des Putzbaus lassen durch ihre neue Gestaltung überhaupt keine Rückschlüsse mehr zu, wie der Hof einmal ausgesehen hat. Es sieht aus, als ob die Gebäude schon immer freigestanden hätten.


Der schmiedeeiserne Zaun wurde vor dem gesamten Gebäude erhalten und teilweise ergänzt.


(Gekürzte und bearbeitete Fassung einer Semesterarbeit im Lehrgebiet Denkmalpflege RWTH Aachen vom SS 2009.)



Literatur

• Maubach, Johannes, Quer durch Ehrenfeld, Köln 2002
• Maubach, Johannes, Auf den Spuren der alten Ehrenfelder Industrie, Köln 2005